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„Das Herz ihrer Tochter“ – Jodi Picoult Januar 2, 2011

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Das Herz ihrer Tochter - Jodie Picoult

"Das Herz ihrer Tochter" - Jodie Picoult

Jodi Picoults neuer Roman „Das Herz ihrer Tochter“ mag auf den ersten Blick nicht sonderlich gelungen erscheinen, vor allem, weil einige Aspekte nicht auf empirische Beweise beruhen zu scheinen, während andere ein Thema ansprechen, dem die breite Bevölkerung der vereinigten amerikanischen Staaten (USA) gespalten gegenüber stehen:

Der Todesstrafe.

Über das Buch:
June Nealon war nicht oft eine glücklich Frau, und wenn, dann nur für einen kurzen Zeitraum. Denn das Leben meinte es nicht sonderlich gut mit ihr, sondern hielt zahlreiche Schicksalsschläge bereit.
Als junge Ehefrau von Jack und Mutter einer zweijährigen Tochter Elizabeth wird die junge Familie von einem betrunkenen Autofahrer von der Straße abgedrängt. Elizabeth wird wie ein Wunder unverletzt aus dem Unfallwrack geborgen, Jule kommt mit Verletzungen davon, doch für den jungen Familienvater Jack kommt jede Hilfe zu spät.Kurt Nealon, engagierter Polizeibeamter und Polizeikraft vor Ort an der Unfallstelle, nimmt sich der Witwe und deren Tochter an. Die liebevolle Art, mit der er Elizabeth bedenkt, die zahlreichen gemeinsamen Stunden lassen in June Liebe heranwachsen und June zu Kurt Nealons Angetraute werden.

Fünf Jahre nach dem Unfall wird das Glück, dass June widerfährt, perfekt, sie ist erneut schwanger.Während sie das perfekte Glück ihrer neuen kleinen Familie unter dem Herzen trägt, kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung an der eigenen Haustür. Isaiah Matthew „Shay“ Bourne tritt in Junes Leben und den Haushalt in Concorde, New Hampshire.Als junger Handwerker will er sich den kleinen und großen Reparaturen annehmen und sich so auf seine hilflose und doch handwerklich geschickten Art dem Glück der Familie Nealon annehmen.

Auf welche Art diese Hilfsbereitschaft auch sein wird, ist June nicht klar, bis sie eines Tages zu ihrem Haus zurückkehren will und erkennen muss, dass selbiges nicht mehr jenes traute, gemeinsame Haus ist, das sie kennt. Die Polizei hat die Straße abgesperrt und ihr Heim ist Mittelpunkt der Polizeiaktion. Shay Bourne ist der Grund des Ganzen und wird beschuldigt, das Leben von June zerstört zu haben. Kurt Nealon und die siebenjährige Tochter Elizabeth wurden erschossen.

June ist aus ihrer ersten Ehe nun alles geraubt worden, bis auf den damals noch jungen Hund ihrer ersten Tochter, und von ihrer zweiten Liebe blieb er nur das ungeborene Leben unter ihrem Herzen.Shay Bourne, ein von einer Pflegefamilie stetig weitergereichter Jugendlicher und ein unter der bipolaren Störung und der zentral-auditiven Verarbeitungsstörung leidender junger Mann, wird des Doppelmordes angeklagt und von der Jury, mitunter einem jungen Mann namens Michael, wird die Todesstrafe verhängt.

Elf Jahre versucht June Nealon nun bereits, ihr Leben wieder zu meistern, doch es scheint ihr unmöglich, das Glück zu finden, denn die nunmehr 11jährige Halbschwester von Elizabeth, Claire, hat einen schweren Herzfehler und ihr Acid (Automatic implantable cardioverter defibrillator) hat inzwischen mehrere Male am Tag seinen Einsatz. Claire wird sterben, wenn nicht ein Herz für sie gefunden wird.
Und hier dringt noch einmal Shay Bourne in June Nealons Leben. Er soll am 23. März 2008 hingerichtet werden. Und nun will er seinem Tod einen Sinn geben und sein Herz Claire spenden.Dem Wunsch von Shay Bourne und seinen „Wundern“ (das verschwundene Karposi-Sarkom des schwulen Häftlings DuFresne, das wiederbelebte Rotkehlchen, der Aufseher, der plötzlich doch um sein Leben kämpft,…) möchte der junge Geistliche Michael Wright aus der Gemeinde St. Catherine auf den Grund gehen. Er war Mitglied der Jury, die Bourne zum Tode verurteilt hat und daher ist es wohl auch im Sinne von Michael von Shay unbewusst Absolution erteilt zu bekommen.

Ihm und Shay zur Seite gestellt, wird die bei der American Civil Liberties Union (kurz ACLU) beschäftigte Anwältin und Tochter des Rabbies Joel Bloom. Sie sucht noch einen Ausweg für Shay und gleichzeitig eine humane Tötungsmethode, die sein Herz für Claire erhält.

June Nealon kämpft mit der Entscheidung, dieses „Geschenk“ anzunehmen und muss schlussendlich mit dem Tod von Shay und zahlreichen dunklen Geheimnissen rund um ihr Leben zurechtkommen.

Fazit:
Jodi Picoult stellt ihren Roman „Das Herz meiner Tochter“ unter die Aufgabe, die Todesstrafe und der Daseinsberechtigung dieser zu erörtern. So verweist sie auf eine FBI-Statistik die belegt, dass in den Südstaaten der USA (wo 80 Prozent der Hinrichtungen stattfinden) auch die höchste Mordrate vorliegt. Auf Basis dieser Aussage stellt sie die Todesstrafe in Frage und in weiterer Folge die Behauptung auf, dass die Todesstrafe aufgrund der zahlreichen Berufungsmöglichkeiten dem Steuerzahler und dem Staat unter dem Strich ein vielfaches mehr kosten würde als eine vierzigjährige Inhaftierung.

Neben dem Kostenfaktor möchte sie auch die Humanität der letalen Injektionen berücksichtigen und zitiert hierbei die Aussage von Anästhesiologen, dass bei Verabreichung Kaliumchlorid (bei Bewusstsein) das Gefühl vorliege, dass kochendes Öl in den Adern fließen würde. Aufgrund des zeitlichen Ablaufes der Todesstrafe mittels Injektion würde die Verabreichung des muskellähmenden Natriumpentothals vor dem zum Herzstillstand führenden Kaliumchlorids aufgrund der Zeitnähe nicht seine volle Wirkung entfalten.

Aber auch den ethnischen Fragen zum Thema Organtransplantation versucht Jodi Picoult Raum zu geben.

Doch ein weiteres großes Augenmerk legt Jodi Picoult auf die religiösen Überzeugungen und den oft an Fundamentalismus grenzenden Ausmaß. Sie zweifelt hier nicht nur die Herkunft der Evangelien, die ins Neue Testament aufgenommen wurden, an sondern verweist auf die gnostischen Evangelien. Und nicht umsonst trägt der zur Todesstrafe verurteilte Protagonist Shay den Namen Isaiah Matthew Bourne – abgekürzt „I. M. Bourne“, was ausgesprochen wie „I am born“ klingt und gleichsam durch die Vielzahl von Wundern unterstütz wird.

Jodi Picoult lässt in diesem Roman fünf Figuren das Wort ergreifen: June Nealon (Mutter), Michael Wright (Jury-Mitglied und Geistlicher), Maggie Bloom (Anwältin, Atheistin, Tochter eines Rabbis), Lucius DuFresne (Mithäftling) und Claire Nealon (Tochter von June, Schwester von Elizabeth), alleine Shay Bourne erhält nie das Wort.

Und diese fünf Figuren erfassen das Leben rund um Shay und seine Vergangenheit auf ihre Wiese, sie alle sehen ihn auf andere Weise und erfahren die Wahrheit auf ebenso unterschiedliche Art.

Nun mag die Autorin, Jodi Picoult, der Handlung ein paar Mal die Glaubwürdigkeit fehlen lassen (die Aufklärung der Wunder erfolgt erst spät), doch ihre Botschaft bzw. die Tatsache, dass die diesen Roman als Meinungsplattform benutzt, zeigt sich bereits auf der ersten Seite. Insgesamt, wenn man mal ein paar Probleme (wie eben erwähnt) außer Acht lässt, erzählt die Autorin eine traurige und emotionale Geschichte, die zwischen den Zeilen auch noch etwas mehr versteckt hält (wie oben erwähnt), als nur Unterhaltung. Wer sich voll auf das Buch einlässt, wird sich später selbst in einigen Bereichen Gedanken machen und vielleicht wird es irgendwann einmal irgendwo zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Ort anlangen.

Über die Autorin:
Die Autorin, deren voller Name Jodi Lynn Picoult lautet, wurde am 19. Mai 1966 auf Long Island (New York) geboren. Nach dem Studium (Kreatives Schreiben) an der Princeton Universität erwarb sie einen Master-Grad in Pädagogik an der Harvard Universität. U.a. zeichnete sie sich für Werke wie „Neunzehn Minuten“ und „Bis ans Ende aller Tage“ oder dem verfilmtem Werk „Beim Leben meiner Schwester“ verantwortlich.

Allen Roman liegt noch weiterer Inhalt begründet und wie immer liegt es beim Leser diesen zu finden und zu ergründen.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Change of Heart
  • ISBN: 978-3-4920-5300-6
  • VERLAG: Piper Verlag GmbH

„Impact“ – Bernd Steinhardt Januar 2, 2011

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"Impact" - Bernd Steinhardt

"Impact" - Bernd Steinhardt

Nachdem wir aus den Nachrichten immer wieder von Tornados, Tsunamies und anderen Naturkatastrophen, die das Eigentum und das Leben zahlreicher Menschen zerstören, scheint ein neues Tür für Wissenschaftsthriller geöffnet worden zu sein.

Vor allem, seit Frank Schätzings sechster und bisher erfolgreichster Roman „Der Schwarm“ (ISBN: 978-3462033748; 2004; Kiepenheuer & Witsch) veröffentlicht wurde, ist jedoch ein bestimmter Standard definiert worden.

Über den Autor:
An diesem Roman versucht der 1960 in Bremen geborene, Ethonologe und Anthropologe Bernd Steinhardt anzuknüpfen. Der Bremer ist vor allem seit 1997 mit seinem ersten Roman „Der Traum der steinernen Drachen“ (ISBN: 978-3250103608; 1997; Ammann-Verlag), der im Übrigen auch ins Chinesische übersetzt wurde, bekannt. 2003 folgte darauf dann der Thriller „Die Inseln am Ende der Zeit“ (ISBN: 978-3250104438; 2003; Ammann-Verlag) und nun „Impact“

Über das Buch:
Der Wissenschaftsthriller „Impact“ ist nicht mit dem gleichnamigen von Douglas Preston verfassten Roman zu verwechseln, wenn auch die Idee dahinter (der drohende Weltuntergang) grundsätzlich die selbe ist.
In Bernd Steinhardts Roman spielt das Wetter verrückt. Neuseeland wird im April (für dies Südhalbkugel ist dies der Frühherbst) von einem Blizzard heimgesucht, der den gesamten Kontinent unter eine dicke Schneedecke begräbt.

Zum Zeitpunkt des ungewöhnlichen Wetterphänomens befindet sich ein Charterboot auf hoher See. Der Protagonist Jon Foster, studierter Biophysiker und Wetterfrosch für einen Fernsehsender, macht sich darauf, gemeinsam mit dem wenig erfreuten Onkel Hank Hansen, in die Marlborough Sounds zu fahren. Hier lebt Nathan Cole, ein umstrittener Wissenschaftler, der Experimente im Bereich der Hirnforschung durchführte, die ihm damals schlussendlich die Approbation gekostet haben. Und genau diesem könnte jetzt große Gefahr drohen, wenn Jon Foster dem unbekannten Anrufer Glauben schenken kann und darf.
Doch die Hilfe kommt zu spät. Nathan Cole ist Tod und mit ihm wird ein neuer aufregender und gefährlicher Lebensabschnitt von Jon Foster eingeleitet.

Denn dies alles ist nur ein Auftakt zu weiteren eigenartigen Phänomenen, die Neuseeland und ihre Bevölkerung heimsuchen. Jon Foster macht sich nicht nur im eigenen Interesse sondern auch im Auftrag der neuen Chefin Kate Ryan auf der Suche nach der Lösung und der Ursache. Währenddessen strömen mehr Menschen in die Krankenhäuser, Erfrierungen und unerklärliche Kopfschmerzen sind die Ursache. Ist hier etwa etwas höheres im Spiel?

Eben jenes wiederkehrende Signal, dass Van Olsen, ein Hobbyfunker und Alien-Fanatiker, aufgespürt hat und das ihm schlussendlich den Bus, Job und beinahe sein Leben gekostet hat?

Ist gar ein außerirdisches Lebewesen der Grund allen Übels? Oder doch vielleicht die zahlreichen Experimente, die auf Nathan Coles Studien beruhen?

Fazit:
Und während hier die Stunde zahlreicher Personen läutet, gleitet der Plot immer mehr ins unglaubwürdige ab. Auch wenn Bernd Steinhardt in einem Interview beteuert hat, dass die Experimente, die im Roman beschrieben werden, auf real existierende Technologien (zumindest wesentliche Teile betreffend) beruhen, und man dies einmal unberücksichtigt lässt, so sind die Menschen, die Rahmenhandlungen und der Kern an sich, derart verworren, dass selbst der engagierte Leser sich mitunter in den Seiten verlieren kann. Und der Ausweg aus diesem höchst komplexen Labyrinth ist dann nicht gerade einfach, wenn nicht gar schier unmöglich.
Nachdem man auch noch zahlreiche Parallelen zu weiteren Wissenschaftsthrillern kennt und mitunter die Komplexität der Recherchen von u.a. Frank Schätzing (man verweise hier mal auf den Plagiats-Vorwurf.) allgemein bekannt ist, so wird dieser Roman wohl nur bei wahren Genreliebhaber eine Daseinsberechtigung haben, andere, noch Unbedarfte, greifen wohl lieber dorthin, wo man sich aufgrund der allgemeinen Meinung sicherer unterhalten fühlen darf.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITELImpact
  • ISBN: 978-3-471-1350-35
  • VERLAG: List-Verlag (aus der Ullstein-Verlagsgruppe)

„Hart aber Hilde“ – Bettina Haskamp Januar 2, 2011

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"Hart aber Hilde" - Bettina Haskamp

"Hart aber Hilde" - Bettina Haskamp

Hilde ist keineswegs hart, sie ist auch nicht knuffig weich und schon gar nicht als Kuscheltier in einem Kinderzimmer zu finden. Zu Beginn liegt Hilde flach, angefahren von der eigentlichen Protagonistin Pia. Pia, jene alleinerziehende Mutter, die ihren 17-jährigen Sohn und drei Jobs gemeinsam managen muss. Jene Frau, die sich den Wagen ihres Chefs ausgeborgt und damit Hilde niedergemäht hat. Und das ohne Führerschein!

Klar also, dass dieser Roman geradezu viele Wirrungen, Hindernisse und zahlreiche andere Malheurs verspricht, die Pia mit Hildes klaren Ansagen auch meistern will und wird.

Über das Buch:
Die Hauptfigur ist  – entgegen allen Vermutungen und Rückschlüssen, die aufgrund des Titels gefällt werden – nicht Hilde, sondern Pia. Pia ist in den besten 42er Jahren und hat es im Moment nicht sonderlich leicht. Nicht nur, dass es ihr scheinbar immer gelingt den falschen Mann ans Land und in ihre Wohnung zu ziehen, auch der 17-jährige Sohn macht seinem Alter alle Ehre. Nebenbei sitzt sie noch auf einem Berg an Schulden fest, den sie nicht alleine zu verantworten hat, und versucht diesen zumindest auf die Höhe eines Hügels zusammenzuschrumpfen indem sie drei Jobs (Kellnerin, Floristin und Hilfskraft in einem Copyshop) in einer Arbeitswoche unterbringt. Pias Leben ist also nicht sonderlich erstrebenswert, vor allem nicht dann, wenn sie sich aufmacht, um an einem Vorstellungsgespräch teilzunehmen und dazu den Wagen ihres Chefs Felix (Kopiershop) ausborgt, um damit sogleich eine ältere Frau den Asphalt zu begrüßen zu lassen.

Und wie könnte man sich als Floristin am besten bei dieser armen Patientin entschuldigen, wenn nicht mit Blumen. Und die kommen auch gut an, wenn nicht beim Anwaltsohn von Hilde. Hilde, die taffe ältere Frau, hat schon von Anfang an – ihrer Begegnung im Krankenhaus – große Pläne mit Pia und macht sich eifrig daran, das Leben der Frau umzukrempeln.

Natürlich geschieht auch hier alles nicht von heute auf morgen und dazwischen (bis Pias Glück endlich perfekt ist) liegen noch zahlreiche Hürden und Rückschläge, die die Frau gemeinsam mit ihrer reiferen Freundin und zahlreichen neuen Weggefährten meistern kann.

Über die Autorin:
Bettina Haskamp ergriff, bevor sie sich der Autorenschaft anschloss, auch einen richtigen Beruf – sie wurde Redakteurin (zu Beginn bei einer Zeitung). Dieser vernünftige Job, machte ihr laut eigenen Aussagen auch eine Zeitlang Spaß, vor allem, da er für ein gutes Auskommen sorgte. Doch die junge Frau wollte zum Radio, landete dann aber über Umwege in einem Campingbus und in Hannover beim NDR als Redakteurin mit Altbauwohnung. Erst die Begegnung mit ihrem Mann, Gerhard Ebel, ließ sie ihre Sehnsüchte gemeinsam umsetzen, ein Boot bauen und die Welt umsegeln. Als sie zurückkam hatte sie zahlreiche Erfahrungen und kurz darauf auch ein Buch „Untergehen werden wir nicht“ (ISBN: 978-3-455-09370-4; 2002; Hoffmann und Campe Verlag) im Gepäck.

Dem folgte dann, 2009 in Portugal mit einem neuen Lebenspartner angekommen,  „Alles wegen Werner“ (ISBN: 978-3-547-71152-3; 2009; Marion von Schröder), und nun das neue Buch „Hart aber Hilde“.

Fazit:
Bettina Haskamps „Hart aber Hilde“ kann leicht unterhaltende und kurzweilige Lesestunden bereit halten. Wie das Leben der Autorin selbst ist, sind die Bücher stets mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben und laden zu dem einen oder anderen Zucken im Mundwinkel ein, das mitunter auch zu einem ausgewachsenen Schmunzeln werden kann. Das Prädikat „kurzweilige Urlaubsliteratur“ scheint bestens geschaffen dafür zu sein.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITELHart aber Hilde
  • ISBN: 978-3-547-71171-4
  • VERLAG: Marion von Schröder-Verlag (aus der Ullstein-Verlagsgruppe)

„Der Pilot“ – Richard Bach Dezember 12, 2010

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"Der Pilot" - Richard Bach

"Der Pilot" - Richard Bach

Nimmt das belesene Volk den Namen Richard Bach in den Mund, so geschieht das, obgleich seine zahlreichen Bücher beinahe ausnahmslos alle den Weg in die Bestseller-Listen gefunden haben – meist im Zusammenhang mit dem Buch „Die Möwe Jonathan.“

In jenem Buch, von einer Möwe, die in vielerlei Hinsicht nicht wie alle anderen Möwen ist, geht es von der Lust am Fliegen, von Konventionen und Zwang und von der Kraft, die in einem steckt, um das Gewünschte zu erreichen und der damit erlangten Freiheit und Selbstverwirklichung.

Auch in dem neuen Buch von Richard Bach geht es um Fliegerei…
zum Autor
Richard Bach wurde im Jahre 1936 in Illinois, USA geboren, und soll als solcher als Nachfahre von Johann Sebastian Bach auf die Welt gekommen sein.

Als ausgebildeter Pilot war und ist seine Passion über den Wolken beheimatet. So ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass er mit seinen Gedanken meist auch dort oben zu finden ist. In diesem Zusammenhang schrieb auch ein Sohn aus seiner ersten Ehe (aus dieser stammen 6 Kinder), Jonathan, ein Buch über seine Verbindung mit seinem Vater, den er niemals so richtig kennen gelernt hat. Das Buch trägt im Original den Titel „Above the Clouds“ – ein wie ich meine, sehr aussagekräftiger Titel.

Es scheint, als wäre der Autor, Richard Bach, nicht nur mit seiner Familie über den Wolken verbunden, auch seiner Werke handeln mitunter in größter Höhe, so auch der neue Titel: „Der Pilot“

Kurz zum Inhalt des Buches:
30 Jahre, nachdem Jonathan Livingston Seagull zu seinem längst ungebrochenen Höhenflug aufgebrochen ist, hebt der Autor, Fluglehrer, Schauflieger und Jetpilot gemeinsam mit seinem Protagonistin, Jamie Forbes, einem Fluglehrer, noch einmal ab.

James Forbes, der nicht nur die Leidenschaft des Fliegens mit dem Autor selbst gemein hat, sondern auch mehrere Aspekte des Aussehens (weißes Haupthaar, blaue Augen,…), erreicht in der luftigen Höhe ein Hilferuf. Maria, deren Mann beim gemeinsamen Flug in der Cessna einen Herzinfarkt erlitten hat, befindet sich in größter Gefahr. Sie selbst ist des Fliegens bzw. vielmehr des Lenkens eines Flugzeugs unfähig, und braucht daher in dieser Stunde genau das Wunder in Gestalt von Herrn Forbes.

Nachdem er Maria, ihren Mann und sich selbst wieder in den sicheren Flughafen geleitet hat, erlebt der Fluglehrer eine neue Wendung in seinem Leben. Er beginnt, sein Leben und sein bisheriges Denken in Frage zu stellen.

Als solches greift der Autor, Richard Bach, auch die Suggestion auf. Es soll das Leben bestimmen, und wir mit ihm dasselbe wiederum. Wir selbst bauen um uns Mauern, die wir nur bezwingen können, wenn wir uns mit unseren Phobien und Ängsten auseinander setzen und diese überwinden. Denn in uns liegt scheinbar die Kraft, gutes wie auch schlechtes anzuziehen. Durch gezielten Umgang mit den Ängsten und durch das  Überwinden selbiger, soll es gelingen, sich das richtige, geeignete, korrekte und schöne Ziel vorzustellen und damit auch selbiges zu erreichen.

Also, kurz zusammengefasst, die Idee dahinter, ist das positive Denken. 🙂

Fazit
Natürlich konnte man schon beim Namen Richard Bach davon ausgehen, dass es sich um  ein spirituelles Buch handelt. Die Geschichte, auf welche sie aufbaut, jene in so luftiger Höhe, ist durchaus spannend und anregend. Jedoch baut sich nicht weitere Spannung auf, es kommt vielmehr dazu, dass man sich an die zahlreichen Selbsthilfebücher erinnert fühlt, an die Beiträge in den Monatszeitschriften, die man beim Arztbesuch gelangweilt durchblättert.

Das Buch kann euch die notwendigen Anregungen bieten, es kann aber auch nicht das richtige Werk für euch sein. Ob nun das erstere oder das zweitere auf euch zutrifft, werde ich euch leider nicht beantworten können.

Fakt ist, das Buch ist einigermaßen gut geschrieben, jedoch mitunter schlecht übersetzt (falsche Übersetzungen von Begriffen aus dem Flugverkehr), der Kern ist jedoch, dass der Leser wieder einmal selbst verantwortlich für sein Handeln gemacht wird und ihm als solches der Ausweg mit der Suggestion erklärt werden soll.

Liebe Leser, die ihr bis hierher ausgehalten hat, ihr könnt die Selbsthypnose oder die Kraft der Suggestion anwenden, ihr könnt jedoch wahrscheinlich damit nicht alle Probleme aus den Weg schaffen, sofern diese noch über euren Kopf hinaus gewachsen sind. Was ich euch daher anrate, empfehle, wünsche,… ist, dass ihr trotz der dunklen Stunde immer wieder den Lichtschein erkennt, mag er nun noch in weiter Ferne oder doch erreichbar sein.

Seht das Gute, mag es auch das Pech nur als kleines Bünkel (Bündel) auf dem Rücken tragen. Tretet selbstsicher auf und erreicht die Kraft des Lächeln. Seid glücklich, erreicht euer Ziel…

Ich wünsche euch nur das Beste (denn nur das ist für uns alle gut genug).

Buchdetails:

  • ORIGINALTITELHypnotizing Maria
  • ISBN: 978-3-793-42195-5
  • VERLAG: Allegria Verlag (aus dem Ullstein Verlagshaus)

„Die Spur der Kinder“ – Hanna Winter Juli 30, 2010

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"Die Spur der Kinder" - Hanna Winter

"Die Spur der Kinder" - Hanna Winter

Das Schreiben von Büchern oder anderen literarischen Werken ist längst nicht die ausgelebte Eitelkeit einiger weniger Privilegierten, sondern zeigt gerade in den letzten Jahren ziemliche kommerzielle Auswüchse.
Die einen schreiben, um die Menschen zu unterhalten, andere möchten ihnen etwas (wichtiges) mitteilen, manche möchten andere unterrichten oder an den Erfahrungen teil haben lassen und andere wiederum glauben hier den „Weg zum Schotter“ gefunden zu haben.
Sie hoffen auf Verlage, die ihren Aufruf, sie zum Schotter zu führen, umsetzen können, für genügend Publicity sorgen und sie in den Olymp der Bestsellerlisten bringen.
Diese Autoren sind „Auswüchse“ der Moderne. Sie sind jene Personen, die polarisieren. Die Welten spalten. Denn die Leserschaft hat sich auch geändert. Zum einen gibt es da jene, die unterhalten werden wollen und dies auf einer breiten oberflächlichen Basis und die anderen möchten in die Untiefen der Gedanken des Verfassers bzw. des Protagonisten gezogen werden und sich dort den Weg über verschlungene Pfade zur Erkenntnis suchen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass man auf den Zug eines erfolgreichen (großen) Autors aufspringen möchte und dann sich auf jenes Thema stürzt, dass gerade besonders aktuell in den zahlreichen Bestsellerlisten vertreten ist.
Sei es nun über Ehekrisen, Shopping-Süchtige, Massenmörder, Kleinkriminelle oder ähnliches. Meist sind es gerade diese großen „Kracher“, die den „Copy Cats“ genügend Futter geben, um dann zahlreiche weitere gefüllte Pappendeckel auf den Markt zu werfen.

Gerade scheint es geradezu aktuell zu sein, das Thema von entführten Kindern wieder aufzugreifen und den Massen hinzuwerfen.

Und genau darüber geht es grundsätzlich auch im Buch von Hanna Winter, erschienen im Ullstein-Verlag.
Kurz zum Inhalt des Buches:
Niemand wünscht sich, an Fiona Seebergs Stelle zu sein und mit der ständigen Ungewissheit leben zu müssen, ob den nun die vor 2 Jahren entführte Tochter in einem kalten unbekannten Grab ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Denn genau diese Gedanken begleiten die Autorin seit jenem schicksalhaften Tag, als ihre Tochter verschwunden ist.
Und genauso werden alte Wunden wieder aufgebrochen, als Kommissar Karstens wieder in Fionas Leben tritt und sie darüber in Kenntnis setzt, dass schon wieder ein Kind entführt wurde. Ein Junge, spurlos verschwunden im Berliner Zoo. Und es gibt natürlich auch jene Parallelen zum Fall, die niemanden bekannt sein können, als nur den Betroffenen (ob nun Täter oder Eltern der Opfer) selber. Die Eltern Jungen erhielten umgehend nach der Entführung eine Packet, mit einer einzelnen schneeweißen Blume. Einer Lilie. Jene Blume, die mehr sagt als tausend Worte. Sie erzählt von der Ungewissheit, die vor den Eltern liegt und davon, dass sie ihr Kind wohl nie wieder sehen werden.
Fiona Seebergs Welt bricht aufgrund dieser Begebenheiten erneut zusammen, ihr Magen verdreht sich, die Welt verdunkelt sich und sie versucht ihren Trost im Alkohol zu finden. Als sie sich schlussendlich dann doch zusammenrafft und aufmacht, ihrem Leben und ihrer selbst wieder Herr(in) zu werden, werden ihr zahlreiche neue Abgründe offenbart, die sie immer tiefer in die Welt des Entführers bringen.

zur Autorin
Hanna Winter versucht sich an einem abgründigen Thema. Über die junge Autorin selbst ist wenig bekannt. Zwar offenbaren Suchmaschinen zahlreiche Namensgleichheiten, aber mehr als über ihren bisherigen Lebensweg als Studentin der Journalistik und spätere Redakteurin und der aktuellen Station als freie Journalistin und Autorin in Berlin findet man nicht.

Fazit
Wie schon eingangs erwähnt, scheint es jetzt wohl gerade ziemlich aktuell zu sein, über Entführungsopfer und ihre Geschichten zu schreiben. Die Autorin versucht sich an diesem Thema und bemüht sich ausgiebigst. Jedoch schleichen sich mittlerweile auch Fehler ein (Achtung Spoiler: Fr. Seeberg etwa überwindet ihre Schreibblockade und verarbeitet das Geschehene mittels einem Roman – hierbei wird die Protagonistin – den Nachnamen betreffend – plötzlich umgetauft), die man bei einer Redakteurin ja schon einmal nicht erwartet hat. Auch ist das Gänsehautfeeling, dass einem etwa bei besonders realitätsnaher Schilderung beschleichen würde, gar nicht zu finden. In meinem Fall schien es fast so, als hätte ich eines dieser „Books-on-Demand“-Bücher vor mir liegen, die gerade seit dem EBook-Boom geradezu aus der Erde sprießen. Ja, Frau Winter, mag sich bemüht haben, aber für mich herrschte Eiszeit und der Roman würde im Schulnotensystem (Deutsch, Österreichisch und nicht Schweizer-Format) eine glatte fünf erhalten, eventuell, weil man sogar noch ein paar Ansätze guter Schreibarbeiten erkennen könnte, eine Vier minus.
Ich schließe also hiermit mit keiner Empfehlung für den Roman, es sei denn, man will sich leicht unterhalten fühlen und bekommt das Buch auf (non profitablen – also less monitären. :D) Weg zugespielt.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Die Spur der Kinder
  • ISBN: 978-3-548-28255-8
  • VERLAG: Ullstein Verlag

„Welche Farbe hat die Liebe“ – Katja Reuter Januar 12, 2010

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"Welche Farbe hat die Liebe" - Katja Reuter

"Welche Farbe hat die Liebe" - Katja Reuter

Liebe ist blassrosa mit grünen Punkten…
Welche Farbe hat die Liebe? Ist sie blassblau, wie der Strampler für den Sohnemann und neuen Erdenbürger? Oder gar rosarot, wie die Schleife, die man der Tochter gerade ins Haar bindet, oder gar lindgrün, wie jener alte Wagen, den die erste Liebe fuhr?

zum Autor:
Katja Reuter stellt sich in Ihrem Roman „Welche Farbe hat die Liebe?“ genau diese Frage.
Über die Autorin ist wenig bekannt. Kurzum die 1971 geborene Dame hat ein besonderes Faible für Farben, das zeigt sich nicht nur darin, dass sie Design studiert hat sondern auch bei ihrem Titel des Debütromans „Zitronenblaues Himmelgrün“. Sonst scheint die derzeitige Berlinerin mit Kind und Mann wohl nicht allzu oft ihr Unwesen auf diversen Klatschseiten zu treiben, auch ist mir unbekannt, ob sie zu den „Stayfriends“-Mitgliedern zu zählen ist. 🙂

Zum Buch:

Protagonistin Jule und die Leserschaft suchen die Antwort nach der Farbe der  Liebe. Dabei kommt zuerst einmal alles auf den Punkt und dieser landet eben bei der Feststellung, dass das Leben und somit auch selbiges in einer Partnerschaft nicht immer perfekt sein kann. Dabei müsste es doch eigentlich funktionieren, denn immerhin ziehen Gegensätze sich ja bekanntlich an. Wie gut also, dass Jules beste – zumindest die meiste Zeit über – Freundin Tine ein besonderes Geschenk gemacht hat. Eine Goldmitgliedschaft bei einem Onlineportal namens „StayFriends“.

Bevor sich Jule über die Sinnhaftigkeit dieses Geburtstagsgeschenkes klar werden kann, verliert sie sich in dieser Welt und in weiterer Folge ihr Herz an ihre erste große Liebe von einst.

Während man sich näher kommt, stellt sich wiederholt die Frage, ob eine langjährige Partnerschaft diesem Erik gewachsen ist. Während sich Jule darüber klar werden muss, ob alles, was mit gelben flatternden Geschenksbändern umschlungen ist, das wahre Gold ist.

Natürlich ist ein Happy End vorprogrammiert – immerhin ein allgemein bekanntes Gesetz bei Geschichten dieser Art. Zwischen der ersten Seite und dem Ende in Form von zwei im gleichklang schlagenden Herzen, hat man als Leser genügend Gelegenheit auch alles vom Umfeld zu erfahren. Denn dieses Buch liest sich wie ein Tagebuch, geschrieben, während die Protagonistin mit sich selbst nicht im Reinen ist und förmlich zwischen zwei Stühlen sitzt.

Fazit:
Meinereins würde in der realen Welt mit Jule nicht warm werden, sie aber u.U. im WWW doch „adden“, denn ganz gleich wie nervig das Persönchen ist und wie sehr sich manche (wenige) Stellen ziehen, unterhalten kann sie trotzdem…
… und mehr, als dass sie einem dann die Inbox zumüllt, kann auch wieder nicht passieren. 🙂

Insgesamt also ein seichtes aber dennoch fröhlich dahinplätscherdes Etwas an Literatur.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Tie a yellow ribbon
  • ISBN: 978-3-548-28105-6
  • VERLAG: Ullstein Verlag

„Wo fahren wir hin, Papa“ – Jean-Louis Fournier November 1, 2009

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Wo fahren wir hin, Papa - Jean-Louis Fournier

Wo fahren wir hin, Papa - Jean-Louis Fournier

Am Ende des Buches – meines Exemplars – findet man zwei leere Seiten, wohl für die Werbung der Zukunft geschaffen oder gar ein kleiner Beweis, dass selbst dann, wenn eine Geschichte ihr Ende gefunden hat, doch nicht selbiges sein muss?

Auf jeden Fall bäten diese Platz für ein offenes, freies und herzliches Nachwort, dass Lesern, Redakteuren, Kritikern und vielleicht sogar dem Autor selbst erklärt, warum man die zuvor gelesenen Blätter nicht so einfach kritisieren sollte, sondern sich daran machen soll, den Kern und seinen Inhalt aufzu- und zu erarbeiten.

Stunden des Unterrichts könnten dafür aufgebracht werden, das zu analysieren, was Herr Jean-Louis Fournier zu Papier und dtv in die Buchhandlungen brachte.

Zum reinen Lesen des Buches benötigt man nicht zu lange. In meinem Fall waren es etwas weniger als 30 Minuten, doch bedeutete dies nicht, dass es anschließend gleich zur Seite gelegt worden ist.

Die Zeitung „Le Monde“ könnte es nicht treffender schreiben, als es das Zitat auf der rückwärtigen Seite des Einbands Preis gibt:

„Man sollte dieses Buch nicht nacherzählen. Das würde ihm nicht gerecht werden. Der Einzige, der die richtigen Worte für diese Geschichte finden kann, ist Jean-Louis Fournier.“

Nun möchte ich Euch dennoch einen groben Umriss des Inhalts und der handelnden Personen geben, um dann nach ausrichtender Betrachtung (m)ein Fazit zu präsentieren, das selbst jetzt noch nicht bekannt ist.

zum Autor:
Jean-Louis Fournier ist Franzose, Komiker, Regisseur, 1938 geboren, Autor des vorliegenden Romans „Wo fahren wir hin, Papa“ und Vater zweier Söhne, die nicht wie die anderen sind.

das Buch:
Sie, und somit neben dem Autor selbst Protagonisten dieses Romans, sind keine kleine Haudegen, Racker, sondern zwei Jungen – schwerstbehinderte Söhne eines Vaters, der sich dieser Herausforderung gleich im Doppelpack stellen muss.

Selbst für ihre Eltern kommen sie nicht an jene vollkommene kleine Geschöpfe mit jeweils 10 Fingern und 10 Zehen heran. Sie rufen nicht jenes Entzücken in ihren Betrachtern hervor, dem man sonst immer in diversen Geburtsstationen lauschen kann. Sie sind … anders.

Und der Vater gibt nun in kurz gehalten Kapiteln Einblick in ein Leben mit seinen Söhnen. Ein Leben voller Verlust – die Frau ist später der Herausforderung nicht länger gewachsen und verlässt ihn, ein Sohn stirbt nach überstandener schwerer Operation,… – aber auch voller schöner Momente, die er niemals missen wollte.

Selten wird in einem Buch zu diesem Thema – das wohl doch zu den Tabuthemen zugehörig sein wird – verfasst, noch seltener kommt es zu einer Veröffentlichung. Rar sind Bücher und die dazugehörigen Autoren, die bereit sind, das auszusprechen, was  man meist verdrängt oder wovor man seine Augen verschließt.

Hier spricht ein Vater schwerstbehinderter Kinder von Hass, Liebe, Mut, Scham, Reue,… und spricht die Gedanken manchmal auf eine Weise aus, die anderen wohl nicht so behagen werden. Denn wer will schon aus erster Hand erfahren, dass man keineswegs glücklich darüber ist, etwas so unperfektes „geschaffen“ zu haben.

Hier paart sich bitter schwarzer Humor mit Überdrüssigkeit, Verdruss, Angst, Liebe,… Momente voller Gram und Schande werden durch andere voller persönlicher Gedanken an die beiden Söhne abgelöst.
Und gerade unter diesen vielen Zeilen findet man auch welche, die den Leser annehmen lassen könnten, dass Jean-Louis Fournier nur an der Oberfläche seiner Psyche und seiner Erfahrung kratzt und noch etwas tieferes und schwärzeres begraben ist. Ist es das Gefühl der Schuld, weil seine Söhne nicht wie die anderen sind, oder ist es die Angst vor seinen Fehlern?
Gerade diese Aspekte und Fragen bleiben jedoch ungeklärt, wer zwischen den Zeilen liest, erfährt jedoch, dass Jean-Louis‘ Liebe für seine Söhne auf eine etwas andere Weise grenzenlos ist.

Fazit:
Es ist ein Buch, das polarisiert. Für manche ist es ein großartiges Werk, das schon lange überfällig ist, andere bemängeln den Umfang, loben aber den Gedanken, der dahinter steckt.
Nun könnte man wohl denken, dass nur dann dieses Buch kritisieren sollte, wenn man verstehen kann, was Jean-Louis Fournier durchgemacht hat. Ich habe wenig Erfahrung mit den Aufgaben von Eltern mit behinderten Kindern. Ich habe öfters (man kann es wohl nicht oft oder gar regelmäßig nennen) Kontakt mit Personen mit Behinderung. Und ich denke, aufgrund der Tatsache, dass Jean-Louis dieses Buch verfasst hat, zeigt, dass es an der Zeit ist, dass Büchern dieser Art Beachtung geschenkt wird.
Prädikat lesenswert und anregend zum Nachdenken.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Où on va, papa ?
  • ISBN: 978-3-492-26330-6
  • VERLAG: dtv premium Verlag

„Der Seher des Pharaos“ – Pauline Gedge Oktober 14, 2009

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Der Seher des Pharaos - Paulie Gedge

"Der Seher des Pharaos" - Pauline Gedge

Es gibt manche Dinge, die halten nicht, was sie versprechen. Oder versprechen mehr, als man auf dem ersten Blick sehen kann und will.

Zuerst aber einmal zur Autorin

Pauline Gedge, im Jahre 1945 in Auckland (Neuseeland) geboren, wurde schon im sechsten Lebensjahr zum ersten Mal zur Weltenbummlerin und verbrachte 8 Jahre in England, um später ihre Zelte in Alberta (Kanada) aufzuschlagen.

Ihre Werke – sie scheint doch ein Faible für die ägyptische Geschichte zu haben, spielen meist rund um das Land des Nils und wurden mittlerweile schon in 18 Sprachen übersetzt.
Und irgendwie scheint die gute Frau auch einen gewissen Nerv getroffen zu haben, denn die Bücher von ihr verkaufen sich in der ganzen Welt millionenfach.

Das neueste Buch,
… das nun in deutscher Sprache hierzulande um ein paar Euronchen erstanden werden kann, ist „Der Seher des Pharaos“ und handelt  vom begabten, wie auch zu Beginn verzogenen Schüler Huy. Obgleich in einer doch mittelständigen und so wohl eigentlich bodenständigen Familie geboren, weiß der Junge in seinen jungen Jahren sehr wohl, dass es noch immer jemanden gibt, über dem er stehen kann. In den meisten Fällen ist es die Tochter der Dienerin seiner Eltern Hapsefa – Ischat, ein kleines, freches, wie direktes und ehrliches Kind. Was er an ihr und an den eigenen vier Wänden hat, erkennt der Junge erst, als er in die Tempelschule nach Iunu geschickt wird. Obgleich ihm somit eine große Ehre zuteil wird, ist er wohl in den ersten Momenten nicht so glücklich über die Entscheidung seiner Eltern und dem „Sponsoring“ seines Onkels Ker. Doch schon bald – angekommen in dieser „neuen Welt“ – erkennt der Junge, das er nun sein Wissen erweitern kann und vieles lernen wird, was ihm ermöglichen wird, ein gutes Leben zu führen. Wobei natürlich auch die kleinen Fehltritte nicht vergessen werden können, und so landet der kleine Huy einmal wo, wo er eigentlich nicht hingehört, aber später noch öfter seinen Weg hin finden wird.

Natürlich gibt es in jeder Schule – so auch zu jenen Zeiten anno dazumals – ein paar kleine Widersacher, die mit niemanden als mit anderen Haudegen befreundet sein können, und vieles anderen neiden ohne zu erkennen, wie gut sie es selber haben. So auch Sennefer, der das Wurfholz nach dem jungen Huy wirft und ihn so tötet. Doch die Götter des Olymps – pardon – über Ägypten haben etwas besonderes mit Huy vor und bringen ihn zurück ins Leben, wo auf Huy – nun ausgestattet mit der Kraft des „Sehens“ – noch großes wartet.

Was dies alles sein wird, bleibt zum größten Teil noch offen, denn die Geschichte beschränkt sich auf die ersten 18 Lebensjahre des jungen Huys und lässt somit schon bald erkennen, dass die Autorin auf eine weitere Reihe hinarbeitet. Nun ist es leider so, dass es mitunter ein paar langatmige 18 Jahre sind und dies mitunter dazu führen kann, dass so mancher Leser dem zweiten Teil – obgleich der nun doch eventuell besser sein könnte – keine Chance mehr geben kann.
Kurzum wie immer bei einer Romanreihe, hätte auch hier die Möglichkeit bestanden, wohl die gesamte Lebensgeschichte des Sehers des Pharaos in einem Roman zu packen, der hätte dann wohl 500 Seiten gehabt, aber meiner Meinung nach wäre das nicht weiter schlimm gewesen. 😀

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: The Twice Born
  • ISBN: 978-3-492-26330-6
  • VERLAG: Piper Verlag

Fazit:

Ein leicht zu lesendes Buch und ein mitunter etwas weniger gelungener Auftakt zu einer Romanreihe – was vor allem daran liegt, dass mit dem Aufbau der Geschichte und der gesamten Hintergründe der Charaktere einige Seiten gefüllt werden mussten.

„Der Metzger geht fremd“ – Thomas Raab Oktober 6, 2009

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"Der Metzger geht fremd" - Thomas Raab

"Der Metzger geht fremd" - Thomas Raab

Der Autor:
Es hat wohl lange Tradition, dass Wien immer wieder einmal einen Autor hervorbringt, der mit Preisen gefördert und dessen Bücher ausgezeichnet werden. Und dass in Österreich auch manchmal die Musik einen Auserwählten hervorbringt, ist auch nicht weiter verwunderlich.

Und ein solcher ist wohl Thomas Raab – Autor, Komponist und Musiker und Wiener. Vielleicht schrieb er seinen ersten Roman in einem typischen Wiener Kaffeehaus (und ich meine keinen dieser Pappbecherwirten) bei einer großen, warmen und schaumigen Melange. Ob dem nun wirklich so war, kann ich nicht beurteilen, zu den Fakten aus seiner Biografie zählt es jedoch nicht.

Hier bekommt man vor allem seine Liebe  zur Musik und somit zur Produktion von Songs, Musikstücken, udgl. vermittelt. Und darüber hinaus erfährt man auch noch, dass Herr Raab über ein abgeschlossenes Studium der Mathematik und Sportwissenschaften verfügt – und das verwundert wohl doch so manchen – vor allem im Zusammenhang mit der Liebe  zum Wort (mehr als nur Zahlen) und zur Musik (Der Tenor ist groß!).

Aber Spaß beiseite. Herr Raab ist doch eine Welt für sich. Seine Texte werden geschliffen und gefeilt, bis Worte so dicht aneinandergereiht sind, dass man das gute Stück wohl doch eher in einem ruhigen Wiener Kaffee als in einer dicht besetzten und bedrängelten, wie lauten, Wiener Straßenbahn lesen möchte.

Über das Buch:
So ist es auch beim Metzger der Fall gewesen. Mittlerweile das 3. Buch dieser Reihe und nach rot sehen und nachsitzen geht Herr Willibald Adrian Metzger nun mal fremd.

Der Metzger ist kein Fleischhauer, Fleischer oder Metzger und hat auch nichts mit dem Beruf zu tun, außer dass er wohl doch ein gern gesehener Kunde in einer Fleischerei zu sein pflegt und doch einen Beruf, der handwerkliches Geschick benötigt – er ist Restaurator, durchführt. Neben seiner Liebe zum Essen und zu alten Möbeln ist der Metzger aber gar nicht auf den Kopf gefallen und macht sich auf Hilferuf seiner „Lebensgefährtin“ Danjela Djurkovic auf den Weg ins Grüne um dort ein Kurhotel aufzusuchen, wo man neuerdings tote Männer im Schwimmbad treiben sieht. Aber er kommt nicht nur um seiner Danjela seelischen Beistand zu leisten, sondern doch auch um sie davon abzuhalten, zu tief zu boren und ihre Nase überall hinein zu stecken.
Doch schließlich geht es nicht anders, als ihm im Wald förmlich ein abgetrennter Finger mit einem Goldring und einer sehr intimen wie persönlichen Gravur vor die Füße purzelt, ermitteln Willibald und Danjela für sich und doch gemeinsam auf eigene Faust.

Und genau das bringt beide doch deutlich in Gefahr, wobei es schlussendlich auch jemanden förmlich mit der Messespitze (geführt durch niemand geringeren als die Hand des Mörders) trifft.

Fazit:
Das Buch enthält neben der Geschichte rund um Adrian, Danjela und den Mörder sowie den vielen toten Gesellen auch eine weitere, in kurzen Intermezzos gehaltene. Diese handelt von zwei Wesen, Freunden, die davon träumen, ihre Freiheit wieder zu finden. War die erste kleine Unterbrechung noch ein wenig verwirrend, klärte sich dank Filteranlage schon bald der Nebel.

Herr Metzger ist ein uriger wie schrulliger Typus Mann. Und ebenso ist es auch der Schreibstil von Herrn Raab. Ein wenig zu geschliffen, zu gedrillt wirken die dicht gedrängten Wörter, die es einem nicht ermöglichen, das Buch als kleines Intermezzo zwischen Arbeitstrott und Frankfurter (Mittagspause) zu lesen, sondern vom Leser doch mehr Einsatz verlangen – so auch sich etwas frei zu spielen und die gesamte Aufmerksamkeit dem Buch zu widmen.

Am Anfang fiel es also schwer, sich auf den Schreibstil einzustellen, dann war die Geschichte ein wenig zu lang und dann wieder konnte ich die Zweit-Geschichte nicht ausstehen. Kurzum, es war doch eine schwere Geburt.
Wenn nicht überragend, so doch lesenswert. Und vor allem jenen zu empfehlen, die einmal etwas anders lesen wollen und auch bereit sind, das Oberstübchen ein wenig zu beanspruchen.

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Der Metzger geht fremd
  • ISBN: 978-3-492-05308-2
  • VERLAG: Piper Verlag

„Niemalsland“ – Neil Gaiman September 13, 2009

Posted by besue in Romane und Schmöker, Science Fiction, Fantasy & Horror.
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Niemalsland - Neil Gaiman

"Niemalsland" - Neil Gaiman

Wenn sich vor Ihnen die Mauer auftun würde und ein verletztes Mädchen durch selbige kommen und verletzt vor Ihren Füßen bleiben würde, was würden Sie tun?

Die Statistik sagt, dass nur jeder Dritte Erste Hilfe leisten würde. Glück also für die junge Door, dass der Londoner Geschäftsmann Richard Mayhew sich ihrer annimmt und die verletzte junge Frau bei sich aufnimmt. Wobei ihn gerade diese Hilfsbereitschaft etwas ganz besonderes kostet – seine Identität. Niemand kennt ihn mehr, er wird von seiner (Ex-)Verlobten Jessica nicht mehr gekannt und keines Blickes gewürdigt, sein Arbeitsplatz wird ausgemustert und in seine Wohnung zieht auch schon jemand anderer ein.
Um seine Identität und sein Leben zurück zu bekommen, begibt sich Richard als gutmütiger wie naiver Held hinab nach „Unter-London“ – einer Welt unter den Straßen Londons, mit Geisterzügen, Ungeheuern, Engeln, Mördern, Rittern und leichblassen wie gefährlichen Schönheiten. In diesem Niemalsland erlebt der junge Mann ungewollt ein haarsträubendes wie gefährliches Abenteuer, was so gänzlich das Gegenteil zu seinem bisherigen langweiligen und deswegen auch vermissten Leben ist.

Gemeinsam mit Door, der atemberaubenden Hunter – der Beschützerin des jungen Mädchens und einem Marquise muss sich Richard durch eine Welt kämpfen, die für alle „Normalen“ nicht zu existieren scheint und ihn oftmals auch ein wenig an seinen Verstand zweifeln lässt.

Mehr über den Autor erfährt er unter Coraline – dem ersten von mir vom Autor gelesenen und rezensierten Buch.
Doch auch sonst, dürfte der Name Neil Gaiman dem einen oder anderen von Euch geläufig sein. Immerhin ist der gute Mann nicht nur Verfasser der bekannten „Sandman“-Comics sondern war in seiner Person auch als Drehbuchautor der Fernsehserie „Neverwhere“ (kommt einen sicherlich in Zusammenhang mit diesem Buch mehr als nur bekannt vor :)) und als Co-Autor neben Terry Prattchet beim Buch „Ein gutes Omen“ tätig.

Fazit:
Auf gewisse Weise war ich doch enttäuscht. Denn es hob doch gut an, nahm den Leser (ergo mich) rasch gefangen, doch spuckte ich am Ende doch ziemlich unbefriedigt wieder aus. Denn wie die Geschichte beinahe ihr Ende findet, lässt wirklich ein wenig zu wünschen übrig. Zum Glück wurde der Schlussakkord dann doch ein wenig anders gespielt als erwartet und somit ist das Buch doch noch mehr als nur empfehlenswert. 🙂

Buchdetails:

  • ORIGINALTITEL: Neverwhere
  • ISBN: 978-3-453-13757-8
  • VERLAG: Verlagsgruppe Randomhouse – Heyne Verlag